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Lieblingskinder: Töchter werden bevorzugt – zumindest ein wenig

Auch wenn Eltern sich das nicht immer eingestehen wollen: Sie behandeln nicht alle ihre Kinder gleich. Manche mögen sie sogar ein bisschen lieber.
Ein Mann hebt ein lachendes kleines Mädchen in einem lila Kleid in die Luft. Sie befinden sich in einer modernen Küche mit weißen Wänden, hängenden Lampen und Regalen mit Pflanzen und Geschirr. Die Szene vermittelt Freude und familiäre Verbundenheit.
Nicht nur Mütter, auch Väter bevorzugen im Mittel eher ihre Töchter.

Wer Eltern nach ihrem Lieblingskind fragt, muss mit empörten Reaktionen rechnen. Sollten sie nicht alle ihre Kinder gleich lieb haben? Doch einige geben zu, dass sie tatsächlich einen Liebling haben, und das hat Folgen, wie jahrzehntelange Forschung zeigt. Die bevorzugten Kinder sind im Allgemeinen beruflich und privat erfolgreicher, werden seltener psychisch krank oder verhaltensauffällig und kommen mit ihren Mitmenschen besser klar. Aber welche Kinder werden eigentlich bevorzugt – und welche benachteiligt?

Um das herauszufinden, trugen Forschende Befunde zu mehr als 19 000 Kindern überwiegend aus den USA und Westeuropa zusammen. Die Daten stammten aus Fragebögen, Interviews und Beobachtungen, die vor allem Unterschiede im Verhalten der Eltern gegenüber ihren Kindern erfassten, und zwar sowohl aus Sicht der Kinder als auch der Eltern selbst. Wie Alexander Jensen von der Brigham University in Utah gemeinsam mit einer Kollegin im »Psychological Bulletin« berichtet, brachten die Eltern ihren Letztgeborenen statistisch gesehen ein wenig mehr Zuneigung, Unterstützung und Wärme entgegen. Um die Ältesten machten sie sich dagegen weniger Sorgen und gestanden ihnen mehr Freiheiten und Spielräume für eigene Entscheidungen zu. Bevorzugt wurden außerdem eher besonders gewissenhafte und verträgliche Kinder.

So weit wenig überraschend – doch etwas anderes erstaunte die Forschenden: Nach eigenen Angaben zogen Väter wie Mütter im Schnitt ihre Töchter ein wenig vor. Der Unterschied war jedoch klein, und über die einzelne Familie sagt er rein gar nichts aus.

Die Studie soll die Aufmerksamkeit von Eltern und pädagogischen Fachkräften auf eine womöglich toxische Situation lenken – wenn ein Kind deutlich bevorzugt wird und die Bedürfnisse anderer Geschwister nach Zuwendung und Anerkennung von Mama und Papa weniger erfüllt werden. Das bedeutet nicht, dass die Eltern ständig überprüfen sollen, ob sie allen Kindern stets exakt das gleiche Maß an Zuneigung, Unterstützung und Wertschätzung zukommen lassen. Jede Beziehung sei anders und besonders, ob Lieblingskind oder nicht. Allerdings raten die Fachleute: Unabhängig von den kleinen Vorlieben, die man für das eine oder andere Kind haben mag, solle man jedem Kind vermitteln, dass es einzigartig ist und immer unterstützt wird; denn das darf keine Frage der Vorliebe sein.

  • Quellen
Psychological Bulletin 151, 10.1037/bul0000458, 2025

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